Histaminintoleranz: Symptome, Ursachen, Test und Behandlung

Bei einer Histaminintoleranz kann der Körper nicht genügend Histamin abbauen. Das führt zu einer Anhäufung dieser entzündungsfördernden Verbindung.

Weil ihre Ursache oft in einer Darmerkrankungen liegt, treten die ersten Symptome einer Histaminintoleranz meist Magen-Darm-Beschwerden.

Inhaltsverzeichnis:

Was ist Histaminintoleranz?

Histaminintoleranz bedeutet, dass du zu viel Histamin im Körper hast.

Histaminintoleranz ist keine Allergie oder Unverträglichkeit, sondern die mangelnde Fähigkeit des Körpers, Histamin abzubauen.

Histamin ist grundsätzlich nicht ungesund, sondern ein chemischer Botenstoff der die folgenden wichtigen Aufgaben im Körper erfüllt:

  • Kommuniziert Nachrichten an das Gehirn
  • Setzt Magensäure zur Unterstützung der Verdauung frei
  • Löst bei Verletzungen und Allergien Entzündungsreaktion als Teil der Immunantwort aus

Erst wenn Menschen abnormal viel Histamin im Körper haben oder Histamin nicht mehr richtig abbauen können, wird es zum Problem.

Was sind die Symptome einer Histaminintoleranz?

Zu den häufigsten Symptomen von Hinstaminintoleranz gehören (Hrubisko et al. 2021; Kovacova-Hanuskova et al. 2015; Wantke et al. 1993):

  • Tränende Augen
  • Laufende Nase
  • Verstopfte Nase
  • Nasennebenhöhleninfektionen
  • Kopfschmerzen
  • Migräne
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Müdigkeit
  • Schlafstörungen
  • Schwindel
  • Nesselsucht
  • Hautreizung
  • Juckreiz
  • Ekzeme
  • Verdauungsprobleme
  • Schmerzen im Unterleib
  • Abnormaler Menstruationszyklus
  • Schwellungen im Gewebe
  • Stimmungsschwankungen
  • Angstzustände
  • Niedriger Blutdruck
  • Erhöhter Puls (Hypertonie)
  • Erröten

Obwohl Hinstaminintoleranz keine Allergie ist, sind ihre Symptome nur schwer von einer herkömmlichen allergischen Reaktion zu unterscheiden.

Wenn du eines dieser Symptome regelmäßig nach dem Verzehr histaminhaltiger Lebensmittel verspürst, leidest du möglicherweise an einer Histaminintoleranz. Die Symptome können sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen auftreten.

Ursachen einer Histaminintoleranz

Die Ursache einer Histaminintoleranz ist ein Ungleichgewicht zwischen der Produktion und des Abbaus von Histamin im Körper (Maintz et al. 2007).

Zellen setzen Histamin als Reaktion auf einen Auslöser frei.

Einmal gebildet, wird Histamin entweder gespeichert oder durch Enzyme abgebaut:

  • Histamin-N-Methyltransferase (HMT) baut Histamin im zentralen Nervensystem ab.
  • Diaminoxidase (DAO) baut Histamin im Verdauungstrakt ab.

Diese Enzyme helfen dem Körper, Histamin auf natürliche Weise abzubauen und auszuscheiden (Comas-Basté et al. 2020).

Aus verschiedenen Gründen kann es vorkommen, dass der Körper diese Enzyme nicht in ausreichender Menge produziert.

HNMT wird in Gehirnzellen produziert und ist in der Regel eher genetisch bedingt (Yoshikawa et al. 2019).

DAO wird im Darm gebildet und ist für den Abbau von aufgenommenem Histamin verantwortlich.

Neue Forschungsergebnisse legen nahe, das Histaminintoleranz ihren Ursprung im Darm hat (Schnedl et al. 2019).

Beschädigung der Magen-Darm-Schleimhaut bzw. Störungen der Darmflora können die DAO-Aktivität verringern.

Folgende Dinge können DAO-Enzyme und den Histaminspiegel beeinflussen (Zhao et al. 2022):

  • Ernährung: Lebensmittel können DAO-Enzyme blockieren oder die Histaminfreisetzung auslösen. Histaminreiche Lebensmittel können dazu führen, dass die DAO-Enzyme nicht richtig funktionieren (siehe unten).
  • Magen-Darm-Erkrankungen: Entzündliche Darmerkrankungen, Reizdarmsyndrom (RDS), oder Zöliakie können einen DAO-Mangel verursachen.
  • Medikamente: Arzneimittel können die Funktionen von DAO blockieren oder ihre Produktion verhindern (siehe unten).
  • Bakterielle Überwucherung des Dünndarms (SIBO): Wenn die Nahrung nicht richtig verdaut wird, wachsen Bakterien, die zu einer übermäßigen Histaminproduktion führen. Normale DAO-Enzymwerte können dann das erhöhte Histamin nicht mehr abbauen.
  • Genetik: Das Gen, das die Produktion von DAO veranlasst kann eine Mutation aufweisen.

Histaminintoleranz-Test

Derzeit gibt es keinen Test der Histaminintoleranz eindeutig feststellen kann.

Ärzte versuchen zuerst Erkrankungen oder Allergien auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen:

  • Allergien
  • Mastzellerkrankungen
  • Entzündliche Darmerkrankungen
  • Zöliakie
  • Fruktosemalabsorption
  • Bakterielle Dünndarmüberwucherung (SIBO)
  • Kolitis

Danach gibt es folgende Tests, von denen man auf eine Histaminintoleranz schließen kann (Zhao et al. 2022):

  • DAO-Test: Ein Test auf Antikörper gegen die Gewebstransglutaminase kann DAO-Konzentration und -Aktivität messen. Bei Menschen mit Histerminintoleranz sind die Werte niedriger als bei anderen.
  • Urintest: Im Vergleich zur Bestimmung der DAO-Konzentration ist diese Methode schneller und bequemer und daher für die Patienten besser akzeptabel.
  • Bluttest: Bei einem Bluttest wird das Verhältnis von Histamin und DAO-Enzymen überprüft. Ein hohes Verhältnis von Histamin zu DAO bedeutet, dass der DAO-Spiegel zu niedrig ist, um das Histamin abzubauen.
  • Pricktest: Eine weitere Möglichkeit, eine Histaminintoleranz zu diagnostizieren, ist ein Haut-Pricktest. Dabei werden Tropfen auf die Haut aufgebracht. Ein Histamin-Haut-Pricktest prüft innerhalb von 50 Minuten auf allergische Reaktionen.
  • Darmbiopsie: Eine Magenspiegelung kann die DAO-Konzentration im Darm nachweisen. Eine Darmbiopsie zum Nachweis und zur Kultivierung der Darmflora kann ebenfalls bei der Diagnose helfen.

Wie kann man Histaminintoleranz heilen?

Der Schlüssel zur Heilung von Histaminintoleranz liegt darin, die eigentliche Ursache des Problems zu ermitteln.

Die Intoleranz tritt häufig in Verbindung mit anderen Beschwerden, wie z. B. Candida-Überwucherung, Glutenunverträglichkeit oder einem undichten Darm (Leaky-Gut-Syndrom) auf.

Daher erfordert die Behandlung einen integrativen Ansatz:

1. Ernährung

Eine histaminarme Diät ist das erste Mittel zur Behandlung von Histaminintoleranz.

Die Unverträglichkeit ist von Mensch zu Mensch verschieden. Menschen können daher ganz Untescheidlich auf histaminreiche Nahrungsmittel und deren Dosierung reagieren.

Außerdem haben Lebensmittel, die körpereigenes Histamin freisetzen ebenso große Wirkung (siehe unten).

Darüber hinaus zeigen Studien, dass Lektine die Histaminfreisetzung fördern. Deshalb kann eine lektinarme Ernährung genauso effektiv sein, da sie alle bekannten Histaminfreisetzer vermeidet und einen gereizten Darm verbessern kann.

Wenn sich ursächliche Probleme wie ein Reizdarmsyndrom oder SIBO verbessern, verbesser sich meist auch die Histaminverträglichkeit.

Bei beider Erkrankungen kann eine FODMAP-arme Diät helfen, die unter Aufsicht eines Arztes durchgeführt werden sollte.

2. Ausgleich

Ernährungsumstellungen sind anstrengend und einge gesellschaftliche Herausforderung.

  • Sport: Sportliche Betätigung und jede Art von Bewegung helfen dabei, Ernährungsumstellung körperlich und mental zu bewältigen.
  • Entspannung: Die meisten Methoden zum Stressabbau sind einfach und kostenlos, wie z. B. Yoga, Meditation, oder Entspannungsmusik hören.
  • Schlaf: 8 Stunden Schlaf pro Nacht sind unverhandelbar und senken den Cortisolspiegel.
  • Famile und Freunde: Suche Hilfe in der Familie oder bei Freunden, die die Umstellung unterstützen.

3. Praktische Hilfsmittel

4. Nahrungsergänzungsmittel

Vitamin C, B1, B6, B12 Zink, Kupfer, Magnesium, Quercetin können helfen. Am besten ist es jedoch diese Nährstoffe aus histaminarmen Lebensmitteln zu beziehen (siehe unten).

Es existieren auch DAO-Nahrungsergänzungen. Allerdings gibt es noch nicht genug Studien, die ihre Effektivität belegen können (Comas-Basté et al. 2020).

Bitte verwende Nahrungsergänzungsmittel unter der Anleitung eines Arztes. Sie können bei richtiger Anwendung hilfreich sein, aber auch Nebenwirkungen haben.

5. Medikamente

Antihistaminika, topische und orale Steroide, homöopathische und pflanzliche Cremes können gegen die Symptome helfen.

Sie wirken jedoch nur kurzfristig und bekämpfen nicht die Ursachen der Histaminintoleranz.

Was darf ich essen?

Bei Histaminintoleranz hilft die Aufnahme von folgenden histaminarmen Lebensmitteln die Symptome zu lindern:

  • Fleisch: Frisch gekochtes Fleisch und Geflügel
  • Fisch: Frisch oder gefroren
  • Milch: Kokosmilch, Mandelmilch
  • Fette: Tierische Fette, wie Weidebutter oder Schmalz
  • Pflanzliche Öle: Natives Olivenöl extra, Natives Kokosöl
  • Gemüse: Zwiebeln, Süßkartoffeln, Spargel, Brokkoli, Rote Beete.
  • Getreide: Weißer Reis
  • Gewürze: Frische und getrocknete Kräuter, Salz
  • Getränke: Wasser, Mineralwasser, Kräutertee
  • Obst: Heidelbeeren, Aprikosen, Preiselbeeren, Äpfel, Mangos, Pfirsiche

Was sollte ich meiden?

Eine ausgewogene Ernährung enthält moderate Mengen an Histamin. Um die Symptome einer Histaminintoleranz zu reduzieren, solltest du Lebensmittel, die den Histaminstoffwechsel beeinträchtigen vermeiden.

Die folgenden Listen enthält Nahrungsmittel, die körpereigenes Histamin freisetzen, histaminreiche Lebensmittel, und Lebensmittel und Medikamente, die die Aktivität von DAO-Enzymen beeinträchtigen.

Derzeit sind noch wenig konsistente Daten über den Histamingehalt von Lebensmitteln verfügbar. Dennoch konnte der Großteil der folgenden Medikamenten- und Lebensmittellisten auf aktuelle Studiendaten geschützt werden (Zhao et al. 2022; Hrubsiko et al. 2021; Pramod et al. 2007):

Histaminintoleranz durch Wein, Käse und Zitrusfrüchte

Histaminfreisetzende Lebensmittel

  • Alkohol
  • Weizen
  • Kartoffeln
  • Bohnen
  • Tomaten
  • Bananen
  • Ananas
  • Papaya
  • Erdbeeren
  • Zitrusfrüchte
  • Schokolade
  • Walnüsse
  • Cashewkerne
  • Erdnüsse
  • Zusatzstoffe

DAO-blockierende Lebensmittel

  • Alkohol
  • Schwarzer Tee
  • Grüner Tee
  • Mate-Tee
  • Energydrinks

Histaminreiche Lebensmittel

  • Fermentierter, geräucherter, und Dosen-Fisch: Makrele, Hering, Sardine, Thunfisch
  • Gereifter Käse: Gouda, Camembert, Cheddar, Emmentaler, Schweizerkäse, Parmesan
  • Verarbeitetes Fleisch: Fermentierte Wurst, Salami, fermentierter Schinken
  • Fermentierte Milchprodukte: Joghurt, Kefir, Buttermilch
  • Fermentiertes Gemüse: Sauerkraut, Essiggurken, eingelegtes Gemüse,
  • Gemüse: Auberginen, Tomaten, Avocados
  • Saucen und Dressings: Rotweinessig, Sojasauce, Ketchup
  • Alkohol: Wein, Bier, Champagner
  • Obst: Getrocknete Früchte, Erdbeeren, Zitrusfrüchte
  • Hülsenfrüchte: Kichererbsen, Sojabohnen, Erdnüsse
  • Getreide: Weizen
  • Sonstiges: Zimt, Schokolade

DAO-blockierende Medikamente

Folgende Medikamente können die DAO-Aktivität verringern:

  • Aspirin
  • Antibiotika: Cefuroxim, Cefotiam, Ciprofloxacin
  • Antidepressiva: Amitriptylin, Monoaminooxidase-1-Hemmer
  • Antiinfektiva: Clavulansäure, Isoniazid, Pentamidin, Chloroquin, Doxycyclin, Neomycin B, Acriflavin, D-Cycloserin
  • Asthmamedikamente: Aminophyllin, Theophyllin
  • Blutdrucksenker: Dihydralazin, Verapamil, Alprenolol
  • Chemotherapeutika: Cyclophosphamid
  • Entwässerungsmittel: Amilorid, Furosemid
  • Herzkräftiger: Dobutamin, Dopamin
  • Hustenmittel: Noscapin
  • Kontrastmittel
  • Lokalanästhetika: Lidocain, Prilocain, Marcain, Procain
  • Magen-Darm-Medikamente: Cimetidin, Metoclopramid
  • Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen: Propafenon
  • Mittel gegen Erbrechen: Metoclopramid
  • Muskelrelaxantien: Pancuronium, Alcuronium, D-Tubocurarin
  • Narkotika: Thiopental, Prilocain
  • Opioide: Pethidin, Morphin, Codein
  • Psychopharmaka: Valium, Diazepam, Barbiturate, Haloperidol
  • Schleimlöser: Acetylcystein, Ambroxol
  • Schmerzmittel: Docein, Metamizol, Naproxen, Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Propafenon, Chinidin

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Was darf man nicht essen, wenn man Histaminintoleranz hat?

Bei Histaminunverträglichkeit sollte man keinesfalls Alkohol, keine fermentierten Lebensmittel, Weizen, Tomaten oder Zitrusfrüchte zu sich nehmen.

Welche Lebensmittel enthalten sehr viel Histamin?

Alkohol, fermentiertes Gemüse, fermentierte Milchprodukte, Weizen, Tomaten und Zitrusfrüchte enthalten sehr viel Histamin.

Was ist der Auslöser für Histaminintoleranz?

Akute Auslöser sind histaminreiche, histaminfreisetzende, und DAO-Enzym-blockierende Lebensmittel und Medikamente. Die Ursache einer Histamunverträglichkeit liegt oft in einer Darmerkrankung.

Was trinken bei Histaminintoleranz?

Wasser und Kräutertee sind die besten Getränke bei Histaminintoleranz. Schwarzer und grüner Tee und vor allem Alkohol können die Symptome verschlimmern.

Referenzen

Maintz, L., & Novak, N. (2007). Histamine and histamine intolerance. The American journal of clinical nutrition85(5), 1185–1196. https://doi.org/10.1093/ajcn/85.5.1185

Comas-Basté, O., Sánchez-Pérez, S., Veciana-Nogués, M. T., Latorre-Moratalla, M., & Vidal-Carou, C. (2020). Histamine Intolerance: The Current State of the Art. Biomolecules, 10(8). https://doi.org/10.3390/biom10081181

Yoshikawa, T., Nakamura, T., & Yanai, K. (2019). Histamine N-Methyltransferase in the Brain. International Journal of Molecular Sciences, 20(3). https://doi.org/10.3390/ijms20030737

Schnedl, W. J., & Enko, D. (2021). Histamine Intolerance Originates in the Gut. Nutrients, 13(4). https://doi.org/10.3390/nu13041262

Zhao, Y., Zhang, X., Jin, H., Chen, L., Ji, J., & Zhang, Z. (2022). Histamine Intolerance—A Kind of Pseudoallergic Reaction. Biomolecules, 12(3). https://doi.org/10.3390/biom12030454

Hrubisko, M., Danis, R., Huorka, M., & Wawruch, M. (2021). Histamine Intolerance—The More We Know the Less We Know. A Review. Nutrients, 13(7). https://doi.org/10.3390/nu13072228

Pramod, S. N., Venkatesh, Y. P., & Mahesh, P. A. (2007). Potato lectin activates basophils and mast cells of atopic subjects by its interaction with core chitobiose of cell-bound non-specific immunoglobulin E. Clinical and Experimental Immunology, 148(3), 391-401. https://doi.org/10.1111/j.1365-2249.2007.03368.x

Mag. Stephan Lederer, Bakk., MSc, ist ein Autor und Blogger aus Österreich, der fundierte Inhalte über Gesundheit und Ernährung verfasst. Seine Buchreihe über Intervallfasten landete in 15 Kategorien auf Platz 1 der Bestsellerliste auf dem deutschen Amazon-Marktplatz.

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