Das Intervallfasten ist ein Lebensstil, der die Gesundheit dramatisch zum Positiven verändern kann. Obwohl Menschen unterschiedlich auf das Intervallfasten reagieren, existiert eine generelle Abfolge von Fasten-Phasen, die unterschiedliche Prozesse im Körper einleiten.
Intervallfasten-Phasen | #1 | #2 | #3 | #4 | #5 | Fazit | FAQ | Studien
Fasten ist mehr als eine Methode zum Abnehmen. Es kann das Hormonsystem ins Gleichgewicht bringen, den Körper heilen und entgiften, was sich in unzähligen gesundheitlichen Wirkungen niederschlägt.
Zum Beispiel verbessert Fasten:
- Geistige Klarheit und Gedächtnisfunktion (Witte et al. 20091)
- Lebenserwartung (Catterson et al. 20182)
- Immunfunktion (Cheng et al. 20143)
- Muskelwachstum (Ho et al. 19884)
- Stimmung (Solianik et al. 20165)
Allerdings bieten nicht alle Methoden dieselben Vorteile. Je nach Dauer der Fastenperiode werden im Körper verschiedene Prozesse angestoßen, die unterschiedliche Wirkungen entfalten können.
Daher kann das Fasten in fünf klassische Phasen eingeteilt werden, die von Dr. George Cahill begründet wurden.
Er war Professor der Medizin an der Harvard Medical School, wo er wesentliche Studien durchgeführt hat. Seine gesammelten Erkenntnisse hat er im Artikel “Fuel Metabolism in Starvation” veröffentlicht.
Die 5 Phasen des Heil- und Intervallfastens nach Stunden
Die fünf Phasen des Fastens sind Nahrungsaufnahme, postabsorptive Phase, Glukoneogenese, Ketose und Proteinkonservierung.
Cahill konzeptionierte die Phasen des Fastens danach, welche Energiequelle der Körper gerade überwiegend nutzt (Cahill 20066).
Er unterscheidet dabei zwei wesentliche Brennstoffquellen:
- Glukose: Ein Kohlenhydrat und Zucker
- Triglyceride: Gespeichertes Körperfett
Während die meisten Zellen beide Energieträger verwenden können, stellt das Gehirn eine Ausnahme dar, da es keine Triglyceride nutzen kann.
Andere Zellen wie zum Beispiel in Leber, Nieren, Muskeln oder Herz können beide Energiequellen verwenden.
Während der Körper Fett in Form von Triglyceriden speichert, werden Kohlenhydrate in Form von Glykogen gespeichert.
Dieses Molekül besteht Glukoseketten und Wasser. Glykogen wird primär in der Leber und teilweise in der Skelettmuskulatur gespeichert.
Sobald der Körper Blutzucker braucht, spaltet er das Molekül in kleine Glukosemoleküle auf und speist es in den Blutkreislauf.
Wenn kein Glykogen mehr vorhanden ist, muss der Körper auf die Fettreserven zurückgreifen. Zu diesem Zweck kommen Triglyceride aus den Fettzellen in die Leber, wo sie aufgespaltet werden.
Neben Fettsäureketten entsteht dabei Glycerin, das sogar in Glukose für das Gehirn umgewandelt werden kann.
1. Nahrungsaufnahme (0-4 Stunden)
Die erste Phase des Intervallfastens beginnt unmittelbar nach einer Mahlzeit und dauert bis etwa 4 Stunden danach. Aus diesem Grund hat Dr. Cahill die Phase als Nahrungsaufnahme bezeichnet (Cahill 20067).
Nachdem eine durchschnittliche Mahlzeit aus Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten besteht, ist in dieser Phase viel Glukose verfügbar.
Wenn viel Blutzucker im Körper ist, verwenden alle Zellen Glukose als Hauptenergiequelle.
Insulin ist nicht nur einer der wesentlichen Nährstoffsensoren im Körper, sondern auch unser primäres Speicherhormon.
Folglich blockiert es jenes Enzym, das Körperfett abbauen kann und leitet den Speichermodus im Körper ein (Meijssen et al. 20018).
Sobald du Kohlenhydrate oder Proteine verspeist, schlägt dieser Nährstoffsensor an und der Insulinspiegel steigt. Dadurch bekommt der Körper das Signal, teile der zugeführten Energie für später zu speichern.
Schlussendlich muss er auch Energie haben, wenn du gerade nicht isst. Aus diesem Grund speichert der Körper überschüssige Glukose als Glykogen in der Leber bzw. als Triglyzeride in Fettzellen.
2. Postabsorptive Phase (4-16 Stunden)
Das zweite Phase des Fastens nach Cahill ist die postabsorptive Phase.
Während dieser vier bis 16 Stunden nach dem Essen verdaut der Körper die aufgenommene Nahrungsenergie. Allerdings beginnt dabei der Insulinspiegel zu fallen.
Obwohl die meisten Zellen noch immer Glukose als Treibstoff verwenden, kommt diese jetzt nicht mehr direkt aus der Nahrung, sondern aus den Glykogenspeichern (Cahill 20069).
Weil die Leber das Glykogen wieder in Glukose aufspaltet, kann es über den Blutkreislauf in den ganzen Körper transportiert werden.
Das Fassungsvermögen dieser Kohlenhydratspeicher ist von Statur und Körpergröße abhängig. Deshalb decken sie beinahe exakt den individuellen Tagesbedarf jedes Menschen.
Falls du dich jedoch kohlenhydratarm ernährst, werden die Glykogenspeicher nicht voll sein. Folglich kann der Körper noch früher auf gespeichertes Fett zurückgreifen.
Ebenso wie das Fasten zielt deshalb ketogene Ernährung auf das Senken des Insulinspiegels ab.
Da hohe Insulinspiegel wesentlicher Risikofaktor unserer Wohlstandkrankheiten sind, ist die postabsorptive Phase des Fastens enorm wichtig.
Demgemäß beugen niedrige Insulinspiegel Fettleibigkeit, metabolischem Syndrom, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Alzheimer und Parkinson vor (Herman et al. 201710; Orgel et al. 201411; Ferreira et al. 201812; Athauda et al. 201613).
Überdies sind hohe Insulinspiegel auch Ursache dafür, dass der Körper Salz und Wasser dauerhaft einlagert (Quiñones-Galvan et al. 199714).
Deshalb macht es auch Sinn, dass beim Intervallfasten zumindest über einen Zeitraum von 16 Stunden gefastet wird.
Während Insulin sinkt steigen sogenannte gegenregulatorischen Hormone, die dem Speicherhormon entgegenwirken.
Dazu gehören insbesondere:
- Cortisol
- Adrenalin
- Noradrenalin
- Glukagon
- Somatropin (Wachstumshormon)
Diese signalisieren dem Körper, Energie aus den Speichern zu mobilisieren. So gelangt Energie aus Glykogen- und Fettspeichern in den Blutkreislauf.
Während das Wachstumshormon sicherstellt, dass Zellteile aufgebaut werden können, sorgen die anderen Hormone für einen erhöhten Grundumsatz des Stoffwechsels (Zauner et al. 200015).
3. Gluconeogenese (16-30 Stunden)
Nachdem wir uns in der dritten Phase des Fastens zwischen Zucker- und Fettstoffwechsel befinden, nannte sie Cahill Gluconeogenese (Cahill 200616).
Das ist jener Prozess durch den die Leber aus Eiweiß neue Glukose herstellen kann.
Da sich der Körper 16 bis 30 Stunden nach dem Essen noch nicht in voller Ketose befindet, wird noch Glukose benötigt. Nachdem das Glykogen fast aufgebraucht ist, muss die Leber mehr Glukose herstellen.
Allerdings stammt das abgebaute Eiweiß nicht von der Muskelmasse, da in dieser Intervallfasten-Phase die Autophagie einsetzt.
Aufgrund von Nahrungsengpässen aktiviert der Körper dieses intrazelluläre Recyclingsystem, dessen Entdeckung mit dem Nobelpreis für Medizin belohnt wurde (Levine et al. 201717).
Autophagie ist sozusagen der Wartungsdienst unserer Zellen, der durch das Fasten induziert wird.
Dabei werden defekte Proteine in den Zellen abgebaut und wiederverwertet. Somit bringt das Fasten durch die Autophagie folgende gesundheitliche Vorteile mit sich:
- Verwertet defekte Proteine und Organelle
- Verhindert atypischen Protein-Ansammlungen
- Entfernt Krankheitserreger
Aus den dabei gewonnen Aminosäuren kann der Körper notwendige Zellteile bauen, was zu einer verjüngenden Wirkung führt.
Weil die Autophagie Zellteile abbaut, die nicht mehr notwendig sind, bleibt beim Gewichtsverlust durch Fasten keine störende überschüssige Haut übrig.
Neben Fett schleppen übergewichtige Menschen sehr viel überschüssiges Eiweiß mit sich herum.
Deshalb wundert es wenig, dass die So sind unsere Wohlstandskrankheiten des 21. Jahrhunderts von Protein-Ansammlungen geprägt sind – von Atherosklerose über Krebs bis hin zum polyzystischen Ovarialsyndrom.
Fasten hilft also nicht nur überschüssiges Fett, sondern auch Eiweiß abzubauen. Dabei wird sie von den drei wesentliche Nährstoffsensoren reguliert:
- mTOR: Reagiert empfindlich auf Proteine
- Insulin: Reagiert empfindlich auf Kohlenhydrate und Proteine
- AMPK: Reagiert empfindlich auf Energie in Zellen
Neben Proteinen und Kohlenhydraten hemmt aufgrund von AMPK selbst Fett die Autophagie. Darum sind bei Verjüngungskuren oft nur Wasser, Mineralwasser und naturbelassenes Salz erlaubt.
4. Ketose (2-7 Tage)
Das vierte Phase des Fastens nach Dr. Cahill ist die Ketose. Dabei verlassen wir nun langsam die Sphären des Intervallfastens und gehen zum Heilfasten über.
Sobald der Körper vollständig in Ketose ist, wird das Gehirn überwiegend von Fettenergieträgern gespeist (Cahill 200618).
Obwohl das Hirn grundsätzlich Glukose als Hauptenergiequelle verwendet, ist spätestens zwei Tage nach dem Fasten nicht mehr genug davon im Körper vorhanden.
Folglich muss die Leber Triglyceride aus dem Körperfett heranziehen, um daraus Ketone herzustellen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Fettsäuren können Ketone auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden (Hallböök et al. 201419).
Während nun nur mehr ¼ der der Energie für das Gehirn aus der Gluconeogenese stammen, werden die restlichen ¾ von Ketonen gedeckt.
Aus diesem Grund berichten auch viele Menschen, dass sie sich in Ketose energiegeladener und klarer fühlen.
Überdies legen manche Forschungen nahe, dass das Gehirn die Ketone effizienter verstoffwechseln kann, so dass sie tatsächlich zu besserer Leistungs-, Konzentrations- und Gedächtnisfähigkeit führen können.
Darüber hinaus entfalten Ketone entzündungshemmende Eigenschaften im Körper (Youm et al. 201520).
Wenn du einer ketogenen Ernährung folgst, hast du beim Intervallfasten einen Startvorsprung, kannst früher in die Phase der vollkommenen Ketose eintreten und von ihren Vorteilen profitieren, wie wir in Kürze sehen werden.
Außerdem unterzieht sich der Körper laut Studien ab dreitägigem Fasten einer fast vollständigen Verjüngung des Immunsystems. Da Fasten die Stammzellenproduktion stimuliert, kann es zur Neubildung von Immunzellen führen (Cheng et al. 201421).
Überdies kann bereits zwei Tage Fasten die Wachstumshormonausschüttung verfünffachen, was uns zur nächsten und letzten Phase führt (Hartman et al. 199222).
5. Proteinkonservierung (>7 Tage)
Die fünfte Phase des Fastens ist die Proteinkonservierung. Nach etwa einer Woche des Fastens deckt der Körper seinen Energiebedarf fast ausschließlich aus den Fettreserven.
Während minimale Mengen Eiweiß für die Gluconeogenese benötigt werden, hat auch das Gehirn überwiegend auf Fettenergieverbrauch umgestellt (Cahill 200623).
Dies ist die Phase, in der der Hunger vollkommen verschwunden ist. Folglich ist auch Ghrelin, das Hungerhormon, auf einem Tiefstand.
Aus diesem Grund liegt der Weltrekord im Fasten auch bei 382 Tagen, da sich der Körper nur mehr von seinem eigenen Körperfett ernährt (Stewart et al. 197324).
Im Gegensatz zur allgemeinen Auffassung verkümmern Muskeln keineswegs bei längeren Fastenperioden.
In der Phase der Proteinkonservierung ist Ausschüttung von Wachstumshormonen bereits enorm hoch. Dadurch wird während des Fastens die Muskel- und Knochenmasse vor Degeneration geschützt (Rudman et al. 199025).
Deshalb macht dieses Fastenstadium seinem Namen auch alle Ehre.
Das menschliche Wachstumshormon Somatropin stimuliert Muskelaufbau und Muskelreparatur (Tavares et al. 201326).
Aus diesem Grund ist Intervallfasten bei Bodybuildern kein Fremdwort. Gelegentlich längere Zeit keine Nahrung zu sich zu nehmen, kann helfen, Muskeln aufzubauen, statt sie abzubauen.
So kann Fasten etwa auch den Heilungsprozess von Wunden und schwereren Verletzungen beschleunigen (Gilpin et al. 199427).
Nachdem Wachstumshormone dermaßen effektiv wirken, gilt ihre Einnahme im Rahmen von Wettbewerben sogar als Doping.
Keto kann die Phasen des Intervallfastens beschleunigen
Anhand dieser fünf Phasen des Heil- und Intervallfastens kannst du für dich entscheiden, wie lange das Fasten für deine gesundheitlichen Ziele andauern soll.
Falls du allerdings schnellere und effizientere Resultate erzielen möchtest, kannst du Intervallfasten mit einer ketogenen Diät kombinieren.
Wie das Fasten zielt die Keto-Diät darauf ab, die Glykogenspeicher zu verbrauchen und Körperfett als Energiequelle anzuzapfen.
Wenn du dich bereits zu Beginn des Fastens in Ketose befindest, hast du einen klaren Startvorteil. So musst du nicht erst 1-2 Tage Glykogen verbrauchen bis du effizient Fett verbrennen kannst.
Außerdem hilft eine Keto-Diät, den Hunger zu unterdrücken und schützt vor Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen (Gibson et al. 201528).
Schlussendlich ist der Körper dabei nicht erstmals auf Zuckerentzug, was das Fasten deutlich schwieriger macht.
Darüber hinaus bietet die Kombination von Keto und Intervallfasten sogar noch mehr gesundheitliche Vorteile.
Falls du über einen längeren Zeitraum fastest, ist es vor allem wichtig, beim Fastenbrechen Lebensmittel zu essen, die dem Körper die richtigen Nährstoffe zurückgiben, während sie den Magen-Darm-Trakt nicht überfordern.
Frequently Asked Questions (FAQ)
Was passiert bei 16 Stunden fasten?
Wenn du über 16 Stunden nichts isst, fängt der Körper an, gespeichertes Fett zur Energiegewinnung heranzuziehen und defekte Zellteile zu erneuern.
Wie lange dauert es bis man beim Intervallfasten abnimmt?
Du wirst beim Intervallfasten in den ersten Tagen 2-3 kg abnehmen, was daran liegt, dass Wasserdepots abgebaut werden. Grundsätzlich kann es 3-6 Wochen dauern, bis dein Körper lernt, Fett effizienter zu verbrennen.
Warum nehme ich mit 16 8 nicht ab?
Viele Menschen nehmen beim 16/8-Intervallfasten nicht ab, weil sie verarbeitete Lebensmittel, viele Kohlenhydrate oder zu wenig Fett essen, Säfte oder Light-Getränke trinken oder zu wenig schlafen.
Wie schnell kann man mit 16 8 abnehmen?
Den ersten Gewichtsverlust wirst du bei 16/8 nach etwa einer Woche verspüren, wenn sich Wasserdepots im Körper leeren. Für effiziente Fettverbrennung kann dein Körper 3-6 Wochen benötigen.
Studien
#1-6
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#7-14
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#22-28
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Mag. Stephan Lederer, Bakk., MSc, ist ein Autor und Blogger aus Österreich, der fundierte Inhalte über Gesundheit und Ernährung verfasst. Seine Buchreihe über Intervallfasten landete in 15 Kategorien auf Platz 1 der Bestsellerliste auf dem deutschen Amazon-Marktplatz.
Stephan ist ein echter Mann der Wissenschaft, der mehrere Diplome und Master-Abschlüsse in verschiedenen Fachbereichen erlangen konnte. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Lücke zwischen konventionellen Weisheiten und wissenschaftlichen Erkenntnissen zu schließen. Er überprüft Inhalte und Quellen dieses Blogs auf Aktualität und Richtigkeit.
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